Lösungsorientierte Kurz(-zeit)therapie? Was ist das eigentlich?


„Man kann einem Menschen nichts beibringen,
man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.“ 

Galileo Galilei

 

Die lösungsorientierte Kurztherapie wurde Anfang der 1980er Jahre erstmals von den Psychotherapeuten Steve de Shazer und Insoo Kim Berg vorgestellt. Anders als bei den traditionellen therapeutischen Ansätzen fanden sie in ihren Experimenten heraus, was bei ihren Klientinnen und Klienten funktionierte und achteten auf die Art und Weise, wie sie Lösungen fanden, statt nach dem zu suchen, was das Problem verursachte. Und damit wurde eine radikale Veränderung in der Geschichte der Psychotherapie in Gang gesetzt – weg von Diagnosen und Defiziten hin zu Lernen aus Erfolgen.

Der lösungsorientierte Therapeut sieht seine Aufgabe darin, Menschen darin zu unterstützen, ein sinnerfülltes und lebenswertes Leben zu realisieren. Er erkennt und anerkennt, was sie an Ressourcen mitbringen und vermittelt ihnen, dass Lösungen möglich sind und sie über die erforderlichen Fähigkeiten dafür verfügen. So können sie sich entwickeln und Verantwortung für sich und ihr Leben übernehmen. Dies ist etwas völlig anderes, als auf ihre Defizite zu schauen bzw. diese noch zu verstärken oder gar weitere Defizite aufzudecken. De Shazer und Berg fanden heraus, dass es den Menschen durch das häufige Wiederholen problematischer Verhaltensweisen in der Therapie immer schlechter ging und sich das Gefühl, ihr Leben nicht mehr im Griff zu haben, dadurch verstärkte. Sie wurden aber umso positiver, je mehr sie über hoffnungsvolle Dinge sprachen, die sie sich für ihre Zukunft wünschten. Darüber hinaus wurden sie lebhafter, angeregter und kreativer, je länger sie detailliert über diese hoffnungsvolle Zukunft redeten. 

Während die traditionellen Psychotherapien viel Zeit und Energie darauf verwenden, Probleme zu diagnostizieren und zu analysieren, interessiert die Vergangenheit den lösungsorientierten Therapeuten nur insofern, dass er dort gemeinsam mit dem Klienten gelungene Beispiele finden kann, die für die Lösung genutzt werden können. In diesen sogenannten Ausnahmen sind Lösungsstrategien enthalten, die sorgfältig herausgearbeitet dem Klienten verfügbar gemacht werden können. So kann er sie zur Lösung seines Problems nutzen und Alternativen zu dysfunktionalen Gedanken-, Gefühls- und Handlungsmustern finden. Die Dauer der lösungsorientierten Kurzzeittherapie liegt durchschnittlich bei nur drei bis sieben Sitzungen und die zeitlichen Intervalle zwischen den Terminen können Tage bis Monate betragen.