Entspannung.
In zahlreichen Studien konnte die positive Wirkung auf Körper und Psyche von verschiedenen Entspannungsverfahren belegt werden. Gerade bei Angst- und Krebserkrankungen, Depressionen und Burnout können sie einen wichtigen Beitrag zur Therapie liefern. Außerdem erhöhen sie m. E. auch die Selbstwirksamkeit der Klientin/des Klienten, denn sie/er kann gezielt etwas für sich tun und fühlt sich seinen Problemen nicht mehr so ausgeliefert. Nachfolgend finden Sie Beschreibungen zu den folgenden Verfahren:
- Achtsamkeitsmeditation
- Metta-Meditation
- Progressive Muskelrelaxation
- Autogenes Training
- Sport
- Hatha Yoga
Achtsamkeitsmeditation
Unter Achtsamkeitsmeditation versteht man eine Meditationstechnik, bei der die eigenen Geistesinhalte – also Gedanken, Gefühle, Sinneswahrnehmung – bewusst beobachtet werden. Dabei werden sie weder gesteuert, noch wird ein Inhalt dem anderen vorgezogen oder bewertet. Es geht um das achtsame Sein im Hier und Jetzt und ich stelle hier nur die Meditation im Hinblick auf die gesundheitlichen Aspekte vor.
Jon Kabat-Zinn entwickelte das „Mindfulness Based Stress Reduction Programm“ MBSR (Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion) in den 1970er Jahren. Er forschte als Molekularbiologe an der Stress Reduction Clinic der Universität Worcester und kannte die positiven Auswirkungen der Meditation, weil er selbst Zen praktizierte. Sein Programm entwickelte Kabat-Zinn für chronische Schmerzpatienten, mittlerweile ist die positive Wirkung unter anderem auch bei Angst- und Krebserkrankungen, Depressionen, Burnout, Essstörungen und Suchterkrankungen nachgewiesen. Die Übungen senken u. a. die Erregung des sympathischen Nervensystems, man kommt also in den Entspannungsmodus, der Stresslevel wird herabgesetzt. Hoher Blutdruck und Cortisolspiegel werden gesenkt. Außerdem nimmt man durch das regelmäßige Üben Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen besser wahr und kann dadurch Einfluss auf sie nehmen.
MBSR lernt man normalerweise in einem Präsenzkurs. Man trifft sich einmal in der Woche für acht Wochen in einer Gruppe und erlernt die Techniken Sitz- und Gehmeditation, Body Scan und Yoga. Dazu kommt die tägliche Praxis Zuhause, für die man etwa eine Stunde einplanen sollte. Ich habe vor vielen Jahren an einem MBSR-Kurs teilgenommen und kann ihn unbedingt weiterempfehlen. Allerdings ist es für viele, gerade in Pandemiezeiten, schwierig, MBSR vor Ort zu erlernen. Unter https://www.mbsr-verband.de/ finden Sie weitere Informationen und Angebote für Präsenz- und Onlinekurse.
Ich bin ein großer Fan der 7mind-App. Hier kann man erstmal kostenlos einsteigen und sich an das tägliche Meditieren gewöhnen bzw. es sich zur Gewohnheit machen. Denn 7 Minuten kann jeder am Tag erübrigen und auch fest in seinen Tagesablauf einplanen. Wer gleich tiefer einsteigen möchte, für den ist vielleicht der ABSM Kurs (Achtsamkeitsbasiertes Stressmanagement) in acht Modulen á 50 Minuten was, der von vielen Krankenkassen erstattet wird. Die Theorie wird von Meditationen begleitet und im Anschluss kommen die wichtigsten Informationen noch einmal per eMail. Näheres unter https://www.7mind.de/krankenkasse/konditionen
Und wie bleibe ich dran? Das funktioniert wie das Zähneputzen, der Sport oder das Gassigehen mit dem Hund. Um Meditation erst einmal zu einer Gewohnheit zu machen, ist es sinnvoll, sie fest in der Tagesstruktur zu berücksichtigen. Und das klappt sehr gut, wenn ich sie mit einer anderen festen Gewohnheit koppele. Also gleich nach dem Zähneputzen, dem Sport oder dem täglichen Spaziergang wird meditiert. Und noch ein Tipp: Ruhig erstmal klein anfangen, also mit wenigen Minuten starten. Viele schreckt eine Stunde Praxis am Tag ab und dann machen sie lieber gar nichts. Wenn wir aber kurze Einheiten zur Gewohnheit werden lassen, dann wollen wir sie irgendwann vielleicht nicht mehr missen und weiten sie langsam aber sicher aus. Probieren Sie es aus! Es lohnt sich!
Metta-Meditation
Metta ist ein Wort aus der Pali-Sprache, die zu Buddhas Zeiten gesprochen wurde, und bedeutet liebevolle Güte, wohlwollende Freundlichkeit, bedingungslose Sympathie. Die Metta-Meditation wirkt in der Welt unserer Gefühle und Beziehungen. Mit dieser Meditationsform können wir eine innere Stabilität aufbauen, die es uns ermöglicht, durch Freude und Leid zu gehen, ohne aus dem Gleichgewicht zu geraten. Außerdem wächst unsere Fähigkeit, anderen Menschen mitfühlend in ihrem Schmerz zu begegnen, ebenso wie die Fähigkeit, sich mit anderen zu freuen und in allem die eigene Mitte zu wahren. Die Metta-Meditation wirkt besänftigend und heilend.
Auch bei der Angst ist Metta eine wundervolle Unterstützung, denn es bleibt kein Raum für negative Gedanken, während man innerlich die positiven Metta-Sätze spricht. Mit der Metta-Meditation können wir lernen, uns selbst besser anzunehmen und so zu akzeptieren, wie wir sind. Und je besser es uns gelingt, wohlwollend mit uns selbst umzugehen, umso mehr schaffen wir es auch, allen anderen Lebewesen so zu begegnen. Nach der buddhistischen Lehre führt die Metta-Meditation zu körperlichem und seelischem Frieden. Positive Auswirkungen können ein ruhigerer Schlaf und sogar friedlichere Träume sein. Studien belegen auch, dass Menschen, die regelmäßig Metta praktizieren insgesamt hilfsbereiter und belastbarer sind und weniger selbstzerstörerische Gedanken haben.
In der Metta-Meditation sprechen Sie Wunschsätze innerlich zu sich selbst und nach einiger Übung zu anderen Personen und Gruppen hin. Diese Sätze können variieren, jeder soll sie selbst so formulieren, wie es für ihn stimmig ist und Sätze finden, die Gefühle von Wohlwollen und Güte in einem hervorrufen. Meine Metta-Sätze lauten:
· Möge ich glücklich sein.
· Möge ich mich sicher und geborgen fühlen.
· Möge ich gesund sein.
· Möge ich unbeschwert und in Frieden leben mit allem was ist.
Vielleicht erscheint Ihnen die Wortwahl mit „Möge ich…“ etwas veraltet und nicht ganz zeitgemäß. In der Metta-Meditation wird der Konjunktiv gewählt, um alle Möglichkeiten offen zu lassen. Vielleicht bin ich gerade ganz und gar nicht glücklich und dann würde es mir schwer fallen zu sagen „Ich bin glücklich.“ Durch die Wahl des Konjunktivs bedeutet „Möge ich glücklich sein“ dann so viel wie „Ich wünsche mir das Beste, ich weiß nicht, ob das so kommen wird, denn unter Umständen habe ich keinen Einfluss darauf, aber ich gönne es mir von Herzen.“ Wenn man versteht, dass es sich um wohlwollendes Wünschen handelt, dann passt auch ganz schnell die etwas antiquiert wirkende Formulierung. Im zweiten Satz wird angesprochen, frei von inneren und äußeren Gefahren leben zu wollen, im dritten wird der Wunsch nach Gesundheit adressiert und der vierte Satz richtet sich an das alltägliche Auf und Ab des Lebens.
Die Metta-Meditation besteht aus mehreren Phasen. Zu Beginn sollten Sie sich für jede Phase genügend Zeit geben und sie nach und nach kennenlernen.
Phase 1: Metta für sich selbst
Nehmen Sie Ihre Meditationshaltung ein und sagen Sie innerlich und wohlwollend zu sich selbst den ersten Satz. Spüren Sie nach, was der Satz in Ihnen bewirkt. Nehmen Sie sich Zeit. Und fahren Sie so mit den weiteren Sätzen fort. Wiederholen Sie einige Minuten lang mehrmals Ihre Sätze und spüren Sie, wie sich das Gefühl der liebevollen Güte einstellt.
· Möge ich glücklich sein.
· Möge ich mich sicher und geborgen fühlen.
· Möge ich gesund sein.
· Möge ich unbeschwert und in Frieden leben mit allem was ist.
Phase 2: Metta für eine nahestehende Person
In dieser Phase richten Sie Ihre Wünsche an einen Menschen, der Ihnen nahesteht und für den Sie Zuneigung empfinden. Visualisieren Sie die Person und gehen Sie vor wie in Phase 1, nun lautet die Formulierung:
· Mögest du glücklich sein.
· Mögest du dich sicher und geborgen fühlen.
· Mögest du gesund sein.
· Mögest du unbeschwert leben.
Auch hier können die Sätze natürlich individuell angepasst werden, sodass sie sich stimmig anfühlen.
Phase 3: Metta für eine neutrale Person
Nun übertragen Sie das Prinzip auf eine Person, der Sie neutrale Gefühle entgegenbringen. Das kann die Kassiererin im Supermarkt sein, oder auch ein Nachbar. Wichtig ist nur, dass Sie weder Zu- noch Abneigung für diesen Menschen empfinden. Visualisieren Sie die Person und gehen Sie dann vor wie in den anderen beiden Phasen. Mit etwas Übung kann es geschehen, dass sich für eine Person, die Sie kaum kennen, ein Gefühl des bedingungslosen Wohlwollens entwickelt.
Phase 4: Metta für eine Person, die Sie nicht mögen
Wohlwollen für eine Person zu verspüren, die man nicht leiden kann, ist gar nicht so einfach. Dies ist aber ein essentieller Schritt in der Metta-Meditation, denn dadurch erfahren Sie, was es wirklich heißt, Wut und Ärger anzulegen. Finden Sie den Zugang zu dieser Person, indem Sie einen Zusammenhang, eine Gemeinsamkeit herstellen. Dabei sollten der Ärger und Groll zu dieser Person nicht im Vordergrund stehen, sondern der Mensch mit seinen Schwächen, Ängsten und Sehnsüchten. Es empfiehlt sich zu Beginn erst einmal eine Person zu wählen, mit der nur ein kleiner oder temporärer Konflikt besteht. Mit der Zeit wird Metta Ihre Haltung in Alltagssituationen verändern und Sie können dieser Person entspannter begegnen. Wie gesagt, Metta für Menschen, mit denen man hadert, ist (am Anfang) ganz schön schwierig. Setzen Sie sich also nicht unter Druck, sollte sich die liebevolle Güte nicht gleich einstellen. Fahren Sie dann einfach mit der nächsten Phase fort, aber bleiben Sie dran und schauen, was beim nächsten Mal passiert.
Phase 5: Metta für alle
Sie können die Sätze auch noch weiter ausdehnen und Ihre Familie, Ihre Nachbarschaft, Ihre Stadt, Ihr Land und alle Menschen auf der Welt miteinschließen. Die liebevolle Güte lässt sich auch auf Kranke, Tiere, Pflanzen und sogar Verstorbene übertragen. Schauen Sie einfach, was für Sie gut funktioniert.
Probieren Sie es doch mal aus! Wer noch mehr Informationen benötigt, findet einiges an Literatur dazu und auf Youtube gibt es eine Auswahl an geführten Metta-Meditationen. In der 7mind-App gibt es auch die Meditation der liebevollen Güte. Zum Reinschnuppern ist das ideal. Mir persönlich sind bei Metta allerdings 7 Minuten zu kurz, ich bevorzuge den Gong, der in einem bestimmten Intervall erklingt. Abschließen möchte ich diesen Beitrag mit einem indischen Sprichwort, das ich ganz wunderbar finde:
„Der Mensch bringt täglich sein Haar in Ordnung,
das er höchstens bis zum Tode trägt.
Warum ordnet er nicht auch täglich sein Herz,
das alles Glück und alle Qual auch der späteren Leben erzeugt.“
Progressive Muskelrelaxation (PMR)
Bereits im Jahr 1929 fand der amerikanische Physiologe Edmund Jacobson heraus, dass sich unsere Muskelanspannung bei Gefühlen der Unruhe oder Erregung deutlich erhöht. Wird diese nun durch die PMR gezielt verringert, reduzieren sich im Gegenzug auch die negativen Gefühle. Die Progressive Muskelrelaxation hilft also nicht nur, muskuläre Verspannungen zu lösen. Wer sie regelmäßig praktiziert, lernt auch seinen Körper besser wahrzunehmen. Zugleich wirkt die Methode beruhigend auf Herz und Kreislauf. Der Blutdruck sinkt, man wird ausgeglichener und in Stresssituationen weniger ängstlich oder aggressiv. Schlafstörungen lassen nach. Die Wirkung der Methode ist in vielen Untersuchungen nachgewiesen.
Progressive Muskelrelaxation geht ganz einfach: Man sucht sich einen ruhigen Ort und legt oder setzt sich bequem hin. Es sollte angenehm warm im Raum sein. Dann werden einzelne Muskelgruppen nacheinander von Kopf bis Fuß für 5 bis 10 Sekunden angespannt. Anschließend lässt man locker und spürt dem gelösten Zustand für 30 bis 45 Sekunden nach. Man richtet seine Aufmerksamkeit ganz auf das Empfinden der jeweiligen Körperstelle und merkt deutlich den Unterschied zwischen An- und Entspannung der Muskeln. Diese werden beim Üben auch gleich besser durchblutet. Viele nehmen das während der Entspannung als angenehm warm, schwer oder prickelnd wahr.
PMR ist so leicht zu lernen, dass man auch in Pandemiezeiten nicht auf Kurse angewiesen ist. Ich mag sehr gerne diese Anleitung (tolle Stimme) auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=JlbQUjJzO6o
Wer noch mehr Informationen benötigt, kann sich auch einen Ratgeber mit CD zulegen. Es gibt zahlreiche Angebote wie dieses hier von Gräfe und Unzer: https://www.amazon.de/Progressive-Muskelentspannung-Audio-Multimedia-K%C3%B6rper/dp/3833845716/ref=sr_1_5?__mk_de_DE=%C3%85M%C3%85%C5%BD%C3%95%C3%91&crid=KG782S6S5WF7&dchild=1&keywords=progressive+muskelentspannung+nach+jacobson+cd&qid=1616147564&sprefix=progressi%2Caps%2C197&sr=8-5
Zum Abschluss noch ein Hinweis: Wer an einer Muskelkrankheit leidet, sollte vorher mit seinem Arzt abklären, ob PMR für ihn geeignet ist.
Autogenes Training (AT)
Auch mit autogenem Training können wir Ängste überwinden, Stress abbauen, chronische Schmerzen lindern und Depressionen vorbeugen, denn regelmäßig praktiziert, hilft es nachhaltig zu entspannen. Entwickelt wurde das autogene Training 1932 von dem deutschen Arzt Johannes H. Schulz. Beim autogenen Training handelt es sich um eine Form der Selbsthypnose, bei der man über Suggestionen und gedankliche Konzentration zur Ruhe kommt.
Durchgeführt werden die Übungen entweder im Liegen oder im Sitzen in der sog. „Droschkenkutscher-Haltung“. Die Gedanken und Vorstellungen werden mit bestimmten Suggestionen geleitet, sodass man durch mehrfaches Wiederholen einen angenehmen Entspannungszustand erreicht.
Die bekanntesten Übungen sind die Schwere- und die Wärmeübung. Man sagt sich mehrmals in Gedanken „Mein rechter Arm ist ganz schwer“ und mit etwas Übung stellt man fest, dass der Arm sich tatsächlich schwer anfühlt, die Muskeln sich entspannen und weich werden. Das liegt daran, dass Gedanken Nervenimpulse erzeugen. Selbst wenn Sie nur daran denken, einen Finger zu heben, leitet Ihr Nervensystem dies als einen messbaren Reiz an Ihre Muskeln im Finger weiter. Ausgehend von diesem Körperteil wird die Vorstellung der Schwere dann für den gesamten Körper erlernt. Und so funktioniert es auch mit der Wärmeübung. Hier wird zunächst mit „Mein rechter Arm ist ganz warm“ suggeriert, dass sich der Arm warm anfühlt. Durch die intensive Vorstellung weiten sich die Adern und das einströmende Blut wärmt den Arm. Auch hier wird die Vorstellung der Wärme für den gesamten Körper erlernt und - ein charmanter Nebeneffekt - man (Frau 😉) muss nicht mehr mit kalten Füßen einschlafen. Außerdem kann so auch der Herzschlag mit „Mein Herz schlägt ganz ruhig und gleichmäßig“, der Atem mit „Meine Atmung ist ganz ruhig“ und der Kopf mit „Mein Stirn ist angenehm kühl“ beruhigt werden.
Es empfiehlt sich sehr, autogenes Training entweder in einem Kurs online oder vor Ort zu erlernen, da es etwas komplexer ist. Auf youtube gibt es viele Angebote. Mir gefällt diese Version sehr gut: https://www.youtube.com/watch?v=1UhrkCWDxko Auch 7mind bietet in seiner App einen Kurs zum Autogenen Training an. Es ist eigentlich für Jedermann geeignet, lediglich bei übermäßigen physiologischen Fehlregulationen (z.B. Herzrasen, Ohnmachtsanfälle) sollte es nur mit Vorsicht angewendet werden.
Sport
Regelmäßiger Sport ist als Therapie gegen Angststörungen durch Studien bewiesen. Ängstigen wir uns, entsteht im Körper eine Stressreaktion, die uns in Sekundenschnelle auf Kampf oder Flucht einstellt. Dabei werden Hormone wie Adrenalin, Noradrenalin, Insulin und Cortisol vermehrt ausgeschüttet. Sie verleihen uns ungeahnte Kräfte, die unsere Vorfahren im Kampf gegen den Säbelzahntiger oder bei der Flucht vor Feinden gut gebrauchen konnten. Durch die unmittelbare körperliche Aktivität wurden diese Hormone auch gleich wieder abgebaut. Heutzutage bewegen wir uns aber oft zu wenig, sodass unser Körper in der Stressreaktion verbleibt. Und das macht auf Dauer krank.
Mit Sport bauen wir nicht nur diese Hormone wieder ab, sondern setzen stattdessen Endorphine frei. Die auch als Glückshormone bekannten Endorphine lassen uns wohl und entspannt fühlen und machen uns viel fähiger, auf gesunde Weise auf Ängste und Belastungen zu reagieren. Regelmäßiger Sport, besonders auch Ausdauersport, trägt dazu bei, insgesamt viel resistenter gegenüber Ängsten und Stress zu werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits 30 Minuten Sport am Tag zu einer deutlichen Verminderung der Angstsymptome führen.
Moderates (!) Ausdauertraining, wie Nordic Walking, Joggen oder Radfahren, ist die beste Therapie zum Abbau von Ängsten. Auch auf Youtube findet man tolle Videos von Cardiotraining über Pilates für Einsteiger und Fortgeschrittene, Senioren und Übergewichtige. Bei Gabi Fastner gibt es eine Riesenauswahl, täglich neue Videos und es ist für jeden was dabei: https://www.youtube.com/channel/UCthNHz0HuWARQvxBWDSsHcA
Wichtig ist, dass der Sport Spaß macht und man sich nicht überfordert. Zu intensives Training eignet sich nämlich nicht, da es genauso belastet wie Stress an sich. Probieren Sie verschieden Sportarten aus und finden Sie die, die Ihnen am meisten Spaß macht und Sie abschalten lässt. Sport, der Spaß macht und bei dem man sich konzentrieren muss, lenkt ab, bringt auf andere Gedanken und lässt Alltag und Ängste vergessen!
Hatha Yoga
Es gibt viele verschiedene Formen des Yoga, oft mit einer eigenen Philosophie und Praxis. Hatha Yoga ist die im Westen wohl bekannteste Form des Yoga.
Auch wenn die Wurzeln im Hinduismus und Buddhismus liegen, wird Yoga heute von Menschen unterschiedlicher Religionen und Weltanschauungen weltweit praktiziert. Ursprünglich war Yoga ein rein spiritueller Weg, der vor allem die Suche nach Erleuchtung durch Meditation zum Ziel hatte. Die vielen Asanas (Körperstellungen) entstanden erst im Laufe der Zeit aus dem Ziel heraus, den Körper so zu kräftigen und zu mobilisieren, dass er möglichst beschwerdefrei über einen längeren Zeitraum im Meditationssitz verweilen kann. Mit der Zeit erkannte man immer mehr die positive Wirkung der körperlichen Übungen auf das gesamte Wohlbefinden des Menschen und entwickelte die Asanas weiter.
Hatha Yoga besteht jedoch nicht nur aus Asanas (Körperstellungen), auch wenn sie ein wichtiger Bestandteil sind, sondern auch aus Pranayama (Atemübungen) und Tiefenentspannung.
Pranayama - Atemübungen
Die Atemübungen des Yoga sollen helfen, wieder zu einer natürlichen Atmung zurückzukehren. Nach der Yoga-Lehre nimmt der Mensch über das Atmen nicht nur Sauerstoff, sondern auch Prana, Lebensenergie, auf. Doch Ängste, Stress, Verspannungen und falsche Körperhaltung lassen die meisten Menschen zu flach atmen. Dadurch erhält ihr Körper zu wenig Sauerstoff und damit auch Lebensenergie. Die Atemübungen des Yoga können helfen, wieder zu einer natürlichen Atmung zurückzukehren und sich damit auch positiv auf Lampenfieber, unberechtigte Ängste, Depression und Reizbarkeit auswirken.
Asanas - Körperstellungen
Asanas sind Körperübungen des Hatha Yoga, bei denen eine bestimmte Stellung eine Zeit lang gehalten wird. Sie entwickeln auf sanfte Art Muskelstärke, Flexibilität und Körperbewusstsein. Ein flexibler Körper mit harmonisch entwickelter Muskelkraft ist die Voraussetzung für Gesundheit und Wohlbefinden. Nach der Yoga-Lehre soll durch das ruhige Halten der Stellungen blockierte Lebensenergie wieder zum Fließen gebracht, innere Heilkräfte aktiviert und die Organe besser durchblutet werden.
Tiefenentspannung
Am Ende der Yogastunde gibt es in der Regel eine Tiefenentspannung, die etwa 10 bis 20 Minuten dauert. Dabei liegt man auf dem Rücken und entspannt systematisch alle Teile des Körpers und schließlich auch den Geist. Die Entspannung baut Stress ab, stärkt das Immunsystem, kann Heilprozesse fördern und stellt die geistige Stärke und Ruhe wieder her.
Yoga lernt man ab besten in einem (Online-)Kurs. Absolut empfehlenswert finde ich die von Ursula Owens in Wiesbaden: https://www.yoga-und-meditation-ursula-owens.de/
Ursula bietet Kurse für AnfängerInnen und Fortgeschrittene an und unterrichtet nach der Philosophie der Friedensarbeit, die in einem selbst beginnt. Yoga kann dabei ein wunderbares Werkzeug auf dem Weg zu mehr Gelassenheit und innerer Ruhe, aber auch zu mehr gefühlter körperlicher Gesundheit sein. Dabei geht sie immer individuell auf die Teilnehmer und ihre körperlichen Beschwerden (falls vorhanden) ein. In diesen Kursen geht es nicht darum sportlich zu schwitzen, sondern immer wieder in sich hineinzuspüren und die ursprüngliche Verbindung mit dem Sein wieder zu entdecken und zu vertiefen. Durch Ursulas Kurse habe ich vor vielen Jahren nicht nur die Asanas und Pranamaya kennengelernt, sondern am Ende der Stunden auch all die wunderschönen Entspannungsverfahren, die ich bereits vorgestellt habe. Ein ganz besonderes Highlight war es, wenn sie Gitarre spielte und mit ihrer wunderbaren Stimme dazu sang – Gänsehautfeeling pur.
Auch Yoga kann man in Pandemiezeiten online lernen. Viele Krankenkassen bieten sogar finanzielle Unterstützung für die Kurse an. Einfach mal bei der Kasse nachfragen. Yoga ist eigentlich für Jedermann geeignet, ob jung oder alt, dick oder dünn. Darauf ist jedoch zu achten:
- Im Zweifel sollten Sie Hatha Yoga nur nach ärztlicher Untersuchung beginnen.
- Übungen, bei denen der Kopf tiefer liegt als der Körper, können bei Bluthochdruck gefährlich sein.
- Menschen mit Stoffwechselproblemen sollten Übungen vermeiden, bei denen der Atem verlangsamt wird.
- Bei nicht richtig ausgeführten Hatha Yoga-Übungen können Muskeln, Bänder und Sehnen überdehnt werden.
- Bei Rückenproblemen oder anderen Muskel-Skelett-Erkrankungen können bestimmte Yoga-Übungen schädlich sein.